Vortrag mit Felix Riedel am 08.02.2016

Dass nichts Ähnliches geschehe —
Kritische Theorie nach der Wiederholung

Das Paradigma von der Singularität von Auschwitz hat paradoxe Ideologien der Nichtintervention in genozidalen Krisensituationen hervorgebracht. Nicht mehr zur Beunruhigung dient die Rede von der Singularität, sondern zur Beruhigung. Was es für Kritische Theorie heute bedeutet, dass Auschwitz sich nicht als Kopie wiederholen kann, sich aber als »Ähnliches« mehrfach wiederholte, wird an einigen Ideologemen aufgezeigt, die in der vermeintlichen oder tatsächlichen Tradition Kritischer Theorie entstanden. Dazu zählt insbesondere die konventionelle marxistische Ableitung von Genoziden aus der Wertkritik oder aus ökonomischen Interessen. Genozidalität nötigt Gesellschaft ein reformistisches Praxisproblem auf: dass Gesellschaftskritik – als notorisch unorganisierte „Flaschenpost“ oder in Einzelwissenschaften wie »genocide studies« und »holocaust studies« neutralisierte – in den Jahrzehnten nach Auschwitz nicht einmal Genozide ähnlichen Ausmaßes vorab zu bestimmen und zu verhindern wusste.

Der Referent Dr. phil. Felix Riedel ist freischaffender Ethnologe, Autor und Blogger.

Der Vortrag findet am 08.02.2016 um 19 Uhr in der Denkbar statt. Die Adresse lautet: Spohrstraße 46A, Frankfurt am Main

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Website des Referenten

Vortragsmitschnitt ‚Outsourcing des Staates‘

Wir freuen uns, den Mitschnitt des von Clemens Nachtmann gehaltenen Vortrags ‚Outsourcing des Staates. Direkte Demokratie als permanente Mobilmachung‘ präsentieren zu können. Der Vortrag wurde am 06.12.2013 in Frankfurt gehalten, hier nochmal die Veranstaltungsankündigung.

Der Mitschnitt findet sich HIER

An dieser Stelle sei auch auf eine Porträtsendung über Clemens Nachtmann hingewiesen, die heute abend im österreichischen Rundfunk (Ö1) angehört werden kann und danach weitere sieben Tage online verfügbar sein sollte.

Ankündigung: Vortrag und Workshop zu Alfred Sohn-Rethel 06/07. Nov

Alfred Sohn-Rethel zur Einführung

Vortrag & Workshop mit Oliver Schlaudt und Frank Engster

Für die materialistische Gesellschaftskritik ist Alfred Sohn-Rethel, so scheint es, ein toter Hund. Manchmal geistert er noch durch die Fussnoten der Übersichtswerke zur Kritischen Theorie oder Neuen Marx Lektüre, wo er pflichtschuldig Erwähnung findet, wenn über das Umfeld des Instituts für Sozialforschung oder den Ursprung des Begriffs der Realabstraktion aufgeklärt werden soll. Darüber hinaus weiß man wenig mit ihm anzufangen, gleichwohl seinen Texten durchaus mit Wohlwollen und Faszination begegnet wird. Dass man also nicht so recht von ihm loszukommen scheint, lässt vermuten, dass in Sohn-Rethels Werk noch einiges unabgegolten ist. Insbesondere gilt das für seine lang gehegten Gedanken zum Verhältnis von Warenform und Denkform, Sein und Bewusstsein, welche er, angefangen bei einem Exposé für Adorno, über die Jahre hinweg bis hin zu seinem Hauptwerk „Geistige und körperliche Arbeit“ darzulegen versuchte. In diesen Texten fordert er „durch die Konstruktion der Logik aus dem materiellen gesellschaftlichen Sein“ „der zeitlosen Wahrheitstheorie der herrschenden naturwissenschaftlichen Erkenntnislehren den Boden zu entziehen“, andernfalls, so befürchtete er, sei „die Abdankung des Marxismus als Denkstandpunkt eine bloße Frage der Zeit.“ Dieses Vorhaben einer „genetischen Wahrheitskritik“ der bürgerlichen Denkform, sowie seine kaum beachtete Faschismusanalyse sollen Gegenstand dieser Veranstaltung sein. Anlass dazu gibt auch die im Erscheinen begriffene Werkausgabe der Schriften Alfred Sohn-Rethels im ça ira-Verlag.

Zu den Referenten:

Frank Engster promovierte mit der Arbeit „Das Geld als Maß, Mittel und Methode“

Oliver Schlaudt ist Mitherausgeber der Frühschriften Alfred Sohn-Rethels

Weiterlesen „Ankündigung: Vortrag und Workshop zu Alfred Sohn-Rethel 06/07. Nov“

Vortrag mit Clemens Nachtmann am 06.12.

Outsourcing des Staates
Direkte Demokratie als permanente Mobilmachung

In dem die durch das Zusammenwirken von Staat und Sozialpartnern scheinbar prästabilisierte Einheit von Massenproduktion und Massenkonsum und damit der scheinbar immerwährend prosperierende deutsche „Volkskapitalismus“ in die Krise gerät, zerfällt die Gesellschaft und mit ihr der sie absichernde staatliche Souverän. Der Zerfall dieses – nach deutschen Maßstäben nicht „fordistischen“, sondern „Kraft-durch-Freude-Wagen-istischen“ – Vergesellschaftungsmodells bedeutet, daß das Staatsideal, für alle an jedem Ort gleiche Lebensverhältnisse zu garantieren, verabschiedet wird und die nivellierte Mittelstandsgesellschaft, deren Keimzelle Otto Normalvergaser mit Familienanhang war, sich erneut aufspaltet: sozial in Reiche, prekär und privilegiert Beschäftigte, Hartz IV-Empfänger und Arme; räumlich in prosperierende Regionen und Armutszonen, die wiederum quer durch Ost und West verlaufen. Und sowohl die Wohlstandsinseln als auch die Armutszonen ideologisieren sich bereitwillig als kulturelle Gemeinschaften und werden von lokalen oder regionalen Rackets nach ebensolchen Gesichtspunkten verwaltet und vermarktet. Solches Diffundieren der Souveränität ist Ausdruck dafür, daß der bundesdeutsche Staat nicht mehr unmittelbar als kollektiver Sozialfürsorger auftritt, sondern diese Aufgaben großzügig an gesellschaftliche Vorfeldorganisationen delegiert, in denen das Subjekt zu „eigenverantwortlicher“ moralischer Selbst- und Fremdkontrolle abgerichtet wird.

Der Vortrag wird anhand aktuellen Materials zeigen, daß die Ansätze zu „mehr Demokratie“ – oder schlimmer noch: „direkter Demokratie“ – nicht nur nichts Sympathisches oder gar Fortschrittliches an sich haben, sondern die zeitgemäße, flexibilisierte Variante von Racketherrschaft sind, deren innerstes und notwendiges Prinzip das der pathisch projektiven Feinderklärung sowie der allgemeinen Mobilmachung ist.

Vortrag und Diskussion mit Clemens Nachtmann

Clemens Nachtmann ist Komponist und Dozent für Musiktheorie an der Kunstuniversität Graz, er ist Mitherausgeber von „Kritik der Politik. Johannes Agnoli zum 75. Geburtstag“ (ça ira) und veröffentlicht u.a. in der Zeitschrift Bahamas. Zuletzt erschien von ihm der Aufsatz Die demokratisierte Volksgemeinschaft als Karneval der Kulturen. Von der Verallgemeinerung des Postnazismus und dem Altern der antideutschen Kritik in: Stephan Grigat (Hrsg.) – Postnazismus revisited. Das Nachleben des Nationalsozialismus im 21. Jahrhundert

Der Vortrag findet statt am 06.12.2013 um 20 Uhr in Frankfurt am Main in Raum IG 411 im I.G.Farben-Haus der Goethe Universität Frankfurt, Grüneburgplatz 1

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BITTE BEACHTEN: Auf Flyern der Prozionistischen Linken war der Vortrag für den 05.12.2013 angekündigt. Der Termin hat sich aber um einen Tag nach hinten auf den 06.12. verschoben.

Vortrag mit Joachim Bruhn am 24.10.2013

Adolf Hitler, der unmittelbar allgemeine Deutsche.
Über die barbarische Dialektik der Souveränität.

In Deutschland wird Hitler als Gegenstand der Geschichtswissenschaft verdrängt, als verlorene Utopie betrauert oder als Bildungserlebnis staatstragender Demokraten gefeiert. Aber gerade als der tobende Teppichbeißer und manische Charismatiker, als den die Historiker ihn dem staunenden Publikum vorführen, ist Hitler doch allererst Anlaß zur Staatskritik, zur Reflektion auf das barbarische Potential der kapitalen Souveränität, die den nazistischen „Antisemitismus der Vernunft“ entband. Der Begriff des Nationalsozialismus ist demnach, wie ihn auch der Materialist Johann Georg Elser praktisch zu fassen suchte, in der Perspektive zu entwickeln, daß Hitler als Erscheinung des allgemeinen Deutschen, als der Souverän, hinter den Staatsapparaten hervortrat und als Person unmittelbar alles, was deutsch ist, verkörperte. Darin konvergieren die materialistische Kritik der politischen Ökonomie und gewisse Einsichten der Psychiatrie, denn eine barbarische Gesellschaft kann nur von einem Funktionär repräsentiert und ausagiert werden, der seiner psychischen Konstitution zufolge nichts anderes ist als eben: die negative Aufhebung des Subjekts im Individuum selbst, d.h.: ein Barbar sondergleichen. Liest man „Mein Kampf“ nicht nur als die ultimative Offenbarung aller in Deutschland definitiv nur möglichen Staatsphilosophie, sondern, was gar kein Widerspruch ist, zugleich als das Dokument einer psychischen Krankheit (wie es der Emmendinger Psychiater Wolfgang Treher in seinem fulminanten Buch Hitler, Steiner, Schreber. Gäste aus einer anderen Welt gezeigt hat) und, genauer, als das Protokoll einer seelischen Katastrophe, die das Ich, das internalisierte Subjekt, zerstört hat, und in Schizophrenie eskaliert, wird deutlich, was sich die Deutschen von heute mit der billigen, rationalistischen Deutung Hitlers als eines strategisch-ausgebufften, leider aber größenwahnsinnigen Machiavelli so vom Halse schaffen wollen, daß sie es für immer als ihr ursprüngliches Eigentum behalten können.

Vortrag und Diskussion mit Joachim Bruhn (ISF Freiburg).

Joachim Bruhn ist Autor des Buches „Was deutsch ist. Zur kritischen Theorie der Nation“ (ca ira, Freiburg i. Br. 1994), Co-Autor u.a. von „Das Konzept Materialismus“ (ca ira, 2009) und veröffentlicht in verschiedenen Zeitschriften, u.a. Bahamas und Polemos.

Do, 24.10.2013, 20 Uhr in Frankfurt am Main, Studierendenhaus Campus Bockenheim, Mertonstr. 26-28, Raum K4

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Hinweis: Vortragsveranstaltung und Buchvorstellung der Prozionistischen Linken

Wir möchten hiermit auf einen Vortrag hinweisen, organisiert von der Prozionistischen Linken und der Initiative Studierender am I.G.Farben-Campus:

„Never ending story – Das Israelpseudos der Pseudolinken“
Vortrag und Buchvorstellung mit Anja Worm und Jan Gerber (beide Halle/ Saale).

In den Jahren 1969 und 1970 wurden die Bundesrepublik Deutschland und Westberlin von einer beispiellosen antizionistischen Krawall- und Terrorwelle überrollt. Die Täter kamen aus dem Umfeld der Neuen Linken, die ihren zurückhaltenden Proisraelismus nach dem Sechstagekrieg gegen einen vehementen Antizionismus eingetauscht hatte. Vor diesem Hintergrund erschien mit Michael Landmanns Buch „Das Israelpseudos der Pseudolinken“ eine der ersten kritischen Auseinandersetzungen mit der Israelfeindschaft der Neuen Linken. Mit ihrer antizionistischen Wende, so Landmann, verwandle sich die Protestbewegung von einer „echten“ in eine „Pseudolinke“.
Inzwischen ist die Neue Linke, auf die sich Landmann bezog, zwar verdientermaßen marginalisiert. Sie hat ihre Aufgabe – die Konservierung des Irrsinns von Volk, Ursprünglichkeit und Unmittelbarkeit in einer Zeit, in der kein großer Bedarf danach bestand – jedoch erfüllt. So findet sich der Antizionismus längst nicht mehr nur in linken Klein- und Großsekten wie die der Linkspartei, dem Freiburger „Café Palestine“ oder der antiimperialistischen Schlägertruppe, die vor einigen Jahren in Hamburg die Aufführung von Claude Lanzmanns Film „Pourquoi Israël“ verhinderte. Sondern der antiisraelische Furor ist im politischen Mainstream angekommen, in dem die Unterscheidung zwischen „links“ und „rechts“ ohnehin kaum noch getroffen werden kann. Um die einschlägigen Stereotypen zu hören, muss kein Vortrag eines autonomen oder marxistisch-leninistischen Selbstfindungszirkels mehr besucht werden, sondern es genügt, die „Süddeutsche Zeitung“ aufzuschlagen oder den Bericht über Israel auf „3Sat“ zu schauen.
Aus diesem Grund soll mit Michael Landmann nicht nur einer der ersten linken Kritiker des neulinken Antizionismus gewürdigt werden. Vielmehr soll unter Rekurs auf Landmanns Ausführungen von den Hintergründen des neuen Antisemitismus den Transformationen, die der Israelhass in den letzten vierzig Jahren durchgemacht hat, und der Aktualität der Kritik gesprochen werden.
Es sprechen Anja Worm und Jan Gerber („Materialien zur Aufklärung und Kritik“ Halle/ Saale). Sie sind Herausgeber der Neuauflage von Michael Landmanns „Das Israelpseudos der Pseudolinken“ (Freiburg: ça ira Verlag 2013) und Curt Geyer u.a.: Fight for Freedom. Die Legende vom „anderen Deutschland“, Freiburg (ça ira Verlag) 2009.

Donnerstag, 10.10.13, 20 Uhr, Café KoZ, Campus Bockenheim der Universität Frankfurt, Mertonstraße 26

Veranstalter: Initiative Studierender am I.G.Farben-Campus und Prozionistische Linke Frankfurt
Unterstützer: AStA der Universität Frankfurt, Bundesverband Jüdischer Studierender in Deutschland, Ca ira Verlag und Jüdischer Jugend- und Studentenverband Hessen

Weitere Informationen:

http://www.initiativestudierenderamigfarbencampus.wordpress.com

und http://www.prozion.de

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